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Abschiedsritual der Palliativstation: Ein Moment der Erinnerung und Seelenhygiene

Auf der Palliativstation ist Abschiednehmen ein ständiger Begleiter im Alltag. Jeder Abschied ist einzigartig und erzählt seine eigene Geschichte, und doch haben sie eines gemeinsam: Sie sind tiefgehend, emotional und für die betroffenen Mitarbeitenden oft sehr herausfordernd. Um diesen Prozess zu begleiten und den Trauerprozess zu unterstützen, hat sich auf der Palliativstation im RKH Klinikum Ludwigsburg ein besonderes Ritual etabliert, das allen Beteiligten hilft, sich bewusst von verstorbenen PatientInnen zu verabschieden - ein Ritual der Erinnerung und Seelenhygiene.


Das Abschiedsritual findet alle zwei bis drei Wochen statt, immer montags im Anschluss an die Übergabe. Zu diesem Zeitpunkt kommen alle Mitarbeitenden der Station zusammen, um Abschied zu nehmen. Ein Stein trägt den Namen des verstorbenen Patienten sowie das Todesdatum. Jeder Stein wird in einem geschützten Moment des Gesprächs von der Klinikseelsorge aufgegriffen und es entsteht ein Austausch über den verstorbenen Patienten: gemeinsame Erinnerungen, Erfahrungen und Momente werden geteilt. Die Mitarbeitenden berichten von Begegnungen, die sie mit dem Patienten hatten, von Gesprächen, Lächeln oder stillen Augenblicken, die ihre Zeit miteinander geprägt haben. So entsteht eine bewusste Verabschiedung, in der das Leben des Verstorbenen gewürdigt und der Abschied zelebriert wird.


Dieser Moment ist nicht nur für die Angehörigen des Patienten wichtig, sondern auch für die Mitarbeitenden der Palliativstation, die oft mehrere Stunden oder Tage mit den Patienten verbracht haben. Das Ritual ermöglicht eine persönliche Verarbeitung und ein bewusstes Loslassen. Es wird von der Klinikseelsorge begleitet, die durch ihre einfühlsame Moderation eine wichtige Rolle spielt, in dem sie den Raum für diese stillen und doch kraftvollen Momente schafft.


Am Ende des Rituals wird Abschiednehmen mit einem Lied abgeschlossen, das die Gedanken und Gefühle der Mitarbeitenden zusammenfasst. Ein Beispiel hierfür ist das Lied "Dass nun ruhig los das Ruder" von Reinhard May, das die Idee des Loslassens und des Übergangs von einem Leben ins nächste symbolisiert. Im Anschluss an das Ritual, werden die Steine durch die Klinikseelsorge in einen nahegelegenen Fluss geworfen. Das Wasser nimmt den Namen mit sich, wäscht ihn ab und die Erinnerung bleibt, doch der Name löst sich in der Weite des Wassers auf.


Das Ritual ist nicht nur eine Geste des Abschiednehmens, sondern eine wertvolle Möglichkeit zur Seelenhygiene für die Mitarbeitenden. Der Moment der Erinnerung, des Teilens und des Loslassens hilft, die emotionale Last zu lindern, die mit der Arbeit auf einer Palliativstation einhergeht. Es ist ein Akt des Respekts gegenüber den Verstorbenen und eine Unterstützung für die, die weiterarbeiten - damit sie die Kraft finden, weiterhin mitfühlend und achtsam in ihrer Arbeit zu bleiben.

 
 
 

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